Archiv für den Tag: Juni 22, 2018

Burnout – Die Geißel der Gesellschaft?

Burnout! Die Geißel der Leistungsgesellschaft?

Burnout ist ein Prozess, der in Phasen verläuft. Einen typischen Verlauf des Burnouts gibt es nicht. So wurden zahlreiche Phasentheorien entwickelt. Burnout wird in der Internationalen Klassifikation der Erkrankungen (ICD-10) den Faktoren, die den Gesundheitszustand beeinflussen und zur Inanspruchnahme des Gesundheitswesens führen (Z00-Z99) zugeordnet.Nach der internationalen Klassifizierung ICD-10 erhält Burnout folgende Definition: Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung

Inklusiv:

  • Akzentuierung von Persönlichkeitszügen
  • Ausgebranntsein [Burn-out]
  • Einschränkung von Aktivitäten durch Behinderung
  • Körperliche oder psychische Belastung o.n.A.
  • Mangel an Entspannung oder Freizeit
  • Sozialer Rollenkonflikt, anderenorts nicht klassifiziert
  • Stress, anderenorts nicht klassifiziert
  • Unzulängliche soziale Fähigkeiten, anderenorts nicht klassifiziert
  • Zustand der totalen Erschöpfung

Nach mehreren Studien nimmt Burnout nur scheinbar zu. Während Medien von bis 25 Prozent betroffener Arbeitnehmer sprechen, bestätigen wissenschaftliche Studien unabhängig voneinander nur wenige Prozent.

Bei zwei Drittel aller Fälle verbergen sich psychische Erkrankungen mit Schwerpunkt Depressionen und Angststörungen.

So mancher Arzt hat Schwierigkeiten, das Burnout Syndrom als solches zu erkennen oder als Krankheit anzuerkennen. Das Burnout Syndrom ist demnach ein Einflussfaktor, aber keine eigenständige Krankheit – zumindest nicht nach der Definition der WHO.

Alternativ weichen Ärzte auf andere  Diagnosen aus – vorsichtig annähernd – eine „affektive Störung“ (ICD F30-39), evtl. „Erschöpfungsdepression“ (ICD F32.9) oder das „chronische Müdigkeitssyndrom“ (ICD G93.3). Eine Erkrankung die dem Burnout Syndrom ebenfalls sehr nahe kommt und schon seit vielen Jahrzehnten im ICD-Katalog geführt wird, findet sich unter F48.0: „Neurasthenie“.

Zudem finden die Mediziner einen besseren Zugang zu ihren Patienten mit der Definition „Burnout“ als mit „Depression“.  Burnout ist ein Ausbrennen im Berufsfeld, obwohl der private Bereich dazugehört und auch einen Anteil am Ausbrennen besitzt .In der Gesellschaft steht „Burnout“  für den Kampf eines Starken im Berufsfeld, der sich täglich aufgeopfert hat und dann nach langer Zeit ausbrennt.

Ich finde, dieser Etikettenschwindel muss endlich aufhören. Die Diagnose Depression ist in der Gesellschaft nicht anerkannt? Die Patienten haben  auch in ihrem Leben genauso viel  wie derjernige  mit Burnout geleistet.

Wie wird die Depression im ICD-10 definiert:

„Diese Gruppe enthält Störungen deren Hauptsymptome in einer Veränderung der Stimmung oder der Affektivität entweder zur Depression – mit oder ohne begleitende(r) Angst – oder zur gehobenen Stimmung bestehen. Dieser Stimmungswechsel wird meist von einer Veränderung des allgemeinen Aktivitätsniveaus begleitet. Die meisten anderen Symptome beruhen hierauf oder sind im Zusammenhang mit dem Stimmungs- und Aktivitätswechsel leicht zu verstehen. Die meisten dieser Störungen neigen zu Rückfällen. Der Beginn der einzelnen Episoden ist oft mit belastenden Ereignissen oder Situationen in Zusammenhang zu bringen. Bei den typischen leichten, mittelgradigen  oder schweren  Episoden leidet der betroffene Patient unter einer gedrückten Stimmung und einer Verminderung von Antrieb und Aktivität. Die Fähigkeit zu Freude, das Interesse und die Konzentration sind vermindert. Ausgeprägte Müdigkeit kann nach jeder kleinsten Anstrengung auftreten. Der Schlaf ist meist gestört, der Appetit vermindert. Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen sind fast immer beeinträchtigt. Sogar bei der leichten Form kommen Schuldgefühle oder Gedanken über eigene Wertlosigkeit vor. Die gedrückte Stimmung verändert sich von Tag zu Tag wenig, reagiert nicht auf Lebensumstände und kann von so genannten „somatischen“ Symptomen begleitet werden, wie Interessenverlust oder Verlust der Freude, Früherwachen, Morgentief, deutliche psychomotorische Hemmung, Agitiertheit, Appetitverlust, Gewichtsverlust und Libidoverlust. Abhängig von Anzahl und Schwere der Symptome ist eine depressive Episode als leicht, mittelgradig oder schwer zu bezeichnen.“

Was hat sich über Generationen verändert?

Ich frage mich häufig, welche Anforderungen haben sich in den Generationen verändert. Meine Großeltern haben zwei Weltkriege mit größeren Entbehrungen erlebt und überstanden. Das tägliche Risiko bei den Toten dabeizusein und die Unsicherheit, wie kann der morgige Tag bezahlt werden. Jeweils 2 Kinder bei beiden Großelternpaaren haben auch den Krieg erlebt.

In meinen Coachings wird mehr und mehr sichtbarer, dass die eigene Gesundheit mit konsumreichen Fastfood mißachtet wird.  Abgrenzungen zwischen Berufs- und Privatleben nehmen auch mit der zunehmenden  Empfangsbereitschaft durch die modenen Kommunikationsmittel nicht ab.  Anerkennung als Belohnung von anderen Menschen wird eingefordert. Seinen eigenen Selbstwert wird daher nicht als so wichtig wahrgenommen. Drohende Arbeitslosigkeit als auch das Abrutschen innerhalb der Leistungsgesellschaft können Auslöser sein.

Handlungsfelder:

  • Burnout-Ursache 1: Arbeitsbedingungen, äußere Umstände
  • Burnout-Ursache 2: Persönlichkeit  und Persönlichkeitsstruktur des Betroffenen
  • Burnout-Ursache 3: Das Zusammenspiel zwischen Umständen und Persönlichkeit

Vermeidung von Burnout liegt in der Prävention als auch in die Stärkung der eigenen Persönlichkeitsentwicklung!

Mehr über Burnout: Burnout_03_2018

Veränderung und Weiterentwicklung beginnt stets bei einem selbst. Professionelle Unterstützung ist wichtig, wenn es notwendig ist. Die Unterstützung sollte nur für eine begrenzte Zeit bestehen. Das sollte jeder auch dem jeweiligen Fachpersonal vereinbaren!

Leben bedeutet Freude. Leben bedeutet Leiden!